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Lesen Sie hier den persönlichen Rückblick des Leipziger Jessup Moot Court Team auf das letzte halbe Jahr ...

Als eine von mehreren hundert Universitäten weltweit hat die Uni Leipzig auch dieses Jahr wieder ein Team aus 5 Studierenden zum größten internationalen Moot Court der Welt entsandt. In den vergangenen sechs Monaten haben wir intensiv am diesjährigen „Case concerning the Clarent Belt“ gearbeitet und alle völkerrechtlichen Probleme untersucht, die dieser umfangreiche Fall zu bieten hatte.

Nachdem wir im Sommer einige einführende Lektionen zum Völkerrecht im Allgemeinen durchgearbeitet haben, wurde im September der Sachverhalt veröffentlicht. In diesem waren drei fiktive Staaten in einen Konflikt verwickelt über die Auslegung von Friedensverträgen, tödliche Angriffe in mutmaßlich besetzten Gebieten, unilaterale Wirtschaftssanktionen und die rechtlichen Folgen der illegalen Entsorgung gefährlicher Abfälle. Diese hochbrisanten Themen haben wir von verschiedenen Seiten analysiert und bewertet, da wir innerhalb des Teams in die Positionen des Klägers und des Beklagten aufgeteilt waren. Eine wichtige zusätzliche Position war der Bench Council, der alle Themen von beiden Perspektiven durchdringen musste, um uns auf mögliche Schwachpunkte in der Argumentation hinzuweisen und uns während des Wettbewerbs nützliche Tipps zuzuspielen.

Die ersten vier Monate nach Veröffentlichung des Sachverhalts haben wir mit intensiver Recherche zugebracht, um unsere Schriftsätze (Memorials) an den Internationalen Gerichtshof vorzubereiten, vor welchem der Philip C. Jessup Moot Court fiktiv ausgetragen wird. Nebenbei erhielten wir erste Rhetorikkurse und versuchten uns an mündlichen Vorträgen. Lange Abende in unserem Büro, Kaffee-Pausen, Weihnachtsmarktbesuche, Koch-Abende und Mensa-Treffen schweißten unser Team zusammen. Im Januar hat man uns kaum noch irgendwo anders als im Büro angetroffen, denn die Abgabefrist rückte mit jedem Tag näher und uns fielen immer neue Argumente, Probleme und verbesserungswürdige Passagen auf.

Nach der Einsendung unserer Memorials Mitte Januar war aber keineswegs Schluss. Nun folgte die nicht weniger intensive Vorbereitung auf die mündlichen Verhandlungen bei den German National Rounds. Unsere Coaches mussten sich wieder und wieder unsere Plädoyers (Pleadings) anhören und diese mit fiesen Fragen auf Schwachstellen abklopfen. Ende Februar besuchten wir vier Großkanzleien in Dresden, Berlin und Leipzig, deren Mitarbeitende für uns als RichterInnen herhielten, um den Wettbewerb und den damit einhergehenden Stress schon einmal zu simulieren. Bei diesen Probe-Moots erhielten wir wertvollen Input, und die Fragen der RichterInnen zeigten uns ganz neue Perspektiven auf, welche uns bei der weiteren Vorbereitung weiterhalfen. Im Anschluss trafen wir außerdem Teams aus anderen Städten und konnten uns mit den Teilnehmenden sowie ihren Coaches und natürlich den Mitarbeitenden der Großkanzleien austauschen und vernetzen.

Anfang März ging es dann endlich zu den German National Rounds nach Berlin, welche mit einer Auftaktveranstaltung in der Hertie School begann, wo die deutschen Vorrunden dieses Jahr ausgetragen wurden. Nach der Bekanntgabe der Teamzusammenstellungen und Zusendung der gegnerischen Memorials ging es für uns zurück ins Hotel, wo wir uns auf die ersten beiden Runden vorbereiteten, indem wir die Memorials der Gegner studierten und unsere eigenen Vorträge auf eventuelle Lücken überprüften. In den folgenden zwei Tagen traten wir gegen vier andere Teams an und wurden dabei von RichterInnen unterschiedlichster Hintergründe mit Fragen bombardiert. Hierbei galt es, völkerrechtliches Verständnis, Faktenwissen und souveräne Vortragsfähigkeiten zu demonstrieren. Am Abend des dritten Wettbewerbstages wurden die Teams bekanntgegeben, die in die nächste Runde kamen. Wir waren ehrlich gesagt ganz froh, dass wir – wenn auch sehr knapp! – nicht weitergekommen sind, denn so konnten wir an diesem Abend schon ausgelassen mit den anderen Teams feiern und uns mit den RichterInnen des Wettbewerbs austauschen. Am letzten Tag folgten die Viertelfinalsrunden in der Hertie School. Das Halbfinale, der Kampf um den dritten Platz und das spannende Finale fanden in den Räumlichkeiten des Berliner Kammergerichts statt, wo sich entschied, welche drei Teams zu den internationalen Runden nach Washington reisen würden.

Den krönenden Abschluss bildeten das Championship Dinner und eine unvergessliche Party! An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei unseren Coaches Adrian Schildheuer, Gabriel Armas-Cardona und Nils Seidel bedanken, die uns auf unserer Jessup-Reise in den letzten sechs Monaten begleitet haben und uns unermüdlich mit ihrer Expertise unterstützten. Ein großer Dank gilt natürlich auch den Kanzleien Noerr, Gleiss Lutz, White & Case und CMS sowie insbesondere allen dortigen Verantwortlichen, die uns ihre Zeit schenkten und wertvolle Tipps gaben. Zu guter Letzt bedanken wir uns bei der Hertie School und dem großartigen Team, das diesen wundervollen Wettbewerb auf die Beine gestellt hat!

Wir alle haben in den vergangenen Monaten wahnsinnig viel gelernt und können all unseren KommilitonInnen nur wärmstens ans Herz legen, ihren eigenen Horizont durch die Teilnahme an einem Moot Court zu erweitern. Wir freuen uns auf nächstes Jahr und hoffen, dass wir das neue Team dann tatkräftig unterstützen können!